„O printing! How thou hast disturbed the peace of Mankind“, schrieb der englische Dichter Andrew Marvell vor rund 440 Jahren. Mit anderen Worten: Die Verbreitung von Nachrichten durch Massenmedien sorgte in seinen Augen für gewaltige Unruhe. Böse Journalisten! Die Geschichte der technischen Grundlagen unseres Berufes habe ich am Freitag auf einer Exkursion ins National Print Museum hautnah erlebt. Vom Setzkasten für Gutenbergs bewegliche Lettern über erste Setzmaschinen, Druckpressen und revolutionäre Geräte wie der per Fuß betriebene Locher gab es dort einiges über die Entwicklung der Druckerei zu sehen. Typisch irisch fand ich in dem Zusammenhang folgende Geschichte: Éamon de Valera (der erste Premierminister der unabhängigen Republik), der neben seinen politischen Aktivitäten auch eine Zeitung herausgab, weigerte sich, für deren Druck eine in England (AAH, DER FEIND!) hergestellte Maschine zu benutzen. Also ließ er extra ein amerikanisches Modell importieren. Neben dieser erbaulichen Geschichte durften wir außerdem unsere Namen selber mit Hilfe von Gutenbergs Lettern, Tinte und einer Handpresse auf einem Blatt Papier verewigen. Toll, ohne den guten Johannes wäre das nicht möglich gewesen …
Gestresst von so viel kulturellem Input, waren wir am Abend mit ein paar Iren in einem sehr netten Pub namens The Foggy Dew. Er liegt neben dem unsäglich hässlichen architektonisch interessanten Gebäude irgendeiner Bank, gerade so am Rand des Touristen- und Kneipenviertels Temple Bar. Meiner Meinung nach sehr empfehlenswert, das Bier ist nicht zu teuer, der Pub sehr gemütlich und die Musik definitiv nach unserem Geschmack. Endlich mal mit ein paar native speakers unterwegs zu sein, war jedenfalls eine interessante Erfahrung.
Kleine Anmerkung am Rande über das irische Fernsehen: Auf RTÉ, der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Irlands, fangen die Spielfilme bzw. das Abendprogramm nicht nur eine Stunde später an als in Deutschland, nein, sie zeigen Filme auch ungeschnitten (möglicherweise wegen der späteren Anfangszeit). So bin ich in den Genuss einiger Szenen aus Braveheart gekommen, die ich im deutschen Fernsehen noch nie gesehen habe … ich muss aber sagen, dass die zusätzlichen Blutspritzer das Gesamterlebnis nicht allzu sehr aufgewertet haben.
Seit einigen Tagen hat sich in Dublin übrigens der Frühling eingeschlichen. Die ersten Blumen beginnen zu blühen, die Sonne scheint und es wird tatsächlich etwas wärmer. Bei tollem Wetter sind wir also am Sonntag nach Howth gefahren, einem kleinen Ort am Meer. Hauptattraktion für weibliche Besucher sind vermutlich die freilebenden Seehunde (oder Robben? Als Biologin müsste ich es eigentlich wissen, aber ich bin mir nicht sicher), die sich gerne im Hafenbecken von Howth tummeln. Man muss allerdings keine Biologin sein, um dieses Verhaltensmuster zu erklären: Die Fischhändler drumherum verkaufen extra Futter und werben mit „Feed the seals“.
Neben dieser tollen Erfahrung mit beinah wilden Tieren kann man in und um Howth aber auch sehr schön spazieren gehen. Wir sind auf einen der Hügel geklettert, von dessen Spitze aus man einen wunderschönen Blick über Dublin und die irische See hat. Allerdings sind die Iren nicht besonders gründlich darin, Wege für Besucher und Touristen ordentlich auszuschildern, so dass wir ein paar Mal ungewollt auf einem Golfplatz gelandet sind und ein paar Mal querfeldein gestapft sind, um ans Ziel zu gelangen. Bei schönem Wetter ist es sicher auch nett, an der Küste der Halbinsel entlangzuwandern, aber dafür war es uns dann doch noch zu kalt und windig.
– Steffi