Party im House of Wax

In Dublin liegt das Geld auf der Straße. Wirklich! Wir haben bisher schon bestimmt drei Euro in kleinen Münzen gefunden, die jemand verloren hatte. Leider liegt da nicht nur Geld. Wie in jeder größeren Stadt, haben die Hundebesitzer anscheinend wenig Grünflächen und Gewissen, so dass in bestimmten Gegenden der Spaziergang zum Spießrutenlauf wird. Außerdem scheint im Moment die Müllabfuhr zu streiken, oder sehr unzuverlässig zu sein. Besonders interessant ist das starke soziale Gefälle: An unseren Appartmentblock, den ein Security-Mensch bewacht und der anscheinend oft gesäubert wird (fast nie Hundesch… zu sehen) grenzt eine Straße mit den typischen roten Häusern. Und sofort steigt die Menge an Kot exponentiell an, die hellen Laternen weichen Energiesparlampen und die Anwohner sind keine Studenten/finanziell bessergestellten, sondern Arbeiter oder undefinierbare Typen in Kapuzenjacken.

Wir haben mittlerweile die Erasmus-Party und einen netten Abend im Pub hinter uns gebracht (letzteres im Touristenviertel Temple Bar – zwei Pint Guinness: 10 Euro). Mittlerweile kennen wir auch einige der anderen, nichtdeutschen Erasmen so gut, dass wir zu einem kleinen Umtrunk bei uns daheim einladen konnten. Zu Gast waren Annelen, zwei Engländerinnen namens Natalie und Lisa (Spitzname Boobin) sowie eine Belgierin namens Charlotte. Wir hatten viel Spaß und lernten Trinkspiele anderer Länder kennen. Die Deutschen wiederum konnten Knacks und Meier weitergeben, so dass der interkulturelle Austausch im vollen Gange ist. Dafür sind wir ja schließlich hier. Morgen geht die Uni richtig los, mal sehen was da auf uns zukommt. Immerhin haben wir jetzt unsere Studentenausweise – und neue, irische Handynummern. Wer die haben möchte kriegt sie per Mail – auf einem öffentlichen Blog möchten wir die dann lieber doch nicht veröffentlichen.

Heute waren wir im Wachsfigurenmuseum von Dublin. Leider ziehen die im Moment um, so dass nicht alle Exponate bereits an ihrem Platz waren. Trotzdem hatten wir viel Spaß – vor allem Steffi, die unbedingt ins Kinderparadies wollte („no adults without kids“) und deswegen am Ende durch einen Tunnel kriechen musste. Die irische Sagenwelt, wahrscheinlich einer der interessantesten Teile der Ausstellung, fehlte fast komplett. Ebenso wie Mel Gibson als William Wallace oder Colin Farrell… Aber darauf angesprochen, drückte mir der Kassierer viele Rabattbons in die Hand, so dass wir nun gaaaaanz oft ins Wachsfigurenkabinett gehen können.

– Anton

Jetzt geht´s los!

Durch die letzten Einträge könnte man auf die Idee kommen, wir seien nur zum Spaß nach Dublin gekommen. Aber nein, da gibt es ja auch noch den Ernst des Lebens – die Universität.

Nach einer letzten Gnadenfrist am Montag, die wir nochmal zum Training im Fitness-Studio genutzt haben, ging es gestern „richtig“ los. Naja, fast richtig. Sagen wir, die Einführungswoche ging los. Dabei wird von uns noch nicht wirklich geistige Beteiligung gefordert. Vielmehr gibt es eine schier nicht zu bewältigende Masse an Informationen über Angebote, Möglichkeiten und Partys, die wir doch auf keinen Fall verpassen bzw. auslassen sollen. Scheint, als wäre es eine anstrengende Sache, aus so einem Auslandssemester die „beste Zeit seines Lebens“ zu machen. 😉

Gelernt haben wir aber auch einiges während dieser ersten zwei Tage an der Uni, nämlich:

– Von uns bis dort sind es etwa 30 Minuten zu laufen. Das ist ganz gut machbar. Ob wir das immer noch so sehen, wenn es zum ersten Mal auf dem Weg dorthin regnet, wird sich zeigen …

– Iren haben zum Teil einen sehr lustigen Akzent. Besonders, wenn sie aus Cork kommen.

– „Rocket“ heißt nicht nur Rakete, sondern auch Rucola.

– Gut Ding will Weile haben. Einen Stundenplan für uns Journalisten gibt es noch nicht.

– Wer ein Auto hat, findet schnell Freunde …

Übrigens sind wir fürs Erste die letzten Dortmunder Studenten, die mit Erasmus nach Dublin fahren können. Die Zusammenarbeit zwischen DIT und TU Dortmund wird eingestellt, da hier in Irland der Studiengang „Journalismus mit Deutsch“ (oder so ähnlich) ausläuft. Da sie nur Studenten aus diesem Studiengang nach Deutschland geschickt haben, also in Zukunft keine mehr schicken können, wollen sie dann auch keine mehr von uns. Wirklich schade!

Morgen kommt dann noch die Tour durch die Bibliothek auf uns zu, außerdem Livemusik im Pub. Es lebe Irish Folk!

– Steffi

Sightseeing Teil 2

Irland hat eine Menge Kirchen, Dublin zwei besonders große: Die St. Patricks-Cathedral und die Christ Church Cathedral. Architektonisch sind sie vielleicht nicht so spannend wie die großen Kirchen Spaniens oder Italiens, aber dennoch einen Besuch wert. Wir hatten Glück: Erstens liegen beide nah beieinander und zweitens auch noch in Fußmarschnähe unseres Appartments, so dass wir weder Parkplätze suchen noch die Luas-Pläne enträtseln mussten. Die St. Patricks-Cathedral war interessant. Sie wird zwar noch in ihrer Funktion als Kirche genutzt, aber hinter dem Kirchentor liegt erstmal ein Souvenirshop (und Eintritt kostet das auch). Soviel zur Säkularisierung. Die Kirche selbst ist großteils wie ein Museum aufgebaut: Es gibt Informationstafeln aller Art und diverse Artefakte zu sehen. Außerdem liegt hier Jonathan Swift begraben, der anscheinend ein cooler Typ war – so hat er (vor seinem Tod) seinem verstorbenen Diener eine Gedenktafel aufstellen lassen, in einer Kirche, in denen sonst nur Statuen und Gedenktafeln für die Herren und Damen der Oberschicht stehen.

In der Christ Church erwartete uns eine nette Überraschung: Eine Ausstellung zum Dublin der Wikingerzeit und des Mittelalters. Wir waren sehr angetan und haben viel erfahren, z.B. dass Dublin sich aus einem Wikingerhandelsposten am „schwarzen Teich“ (gälisch: Dubh Linn) entwickelt hat. Außerdem gabs viel wissenswertes zum Leben der Wikinger, neben den üblichen Infos („die hatten gar keine Hörnerhelme“) auch Einblicke in Runenschrift und Toilettengewohnheiten. Merke: Getrocknetes Moos ist sehr wertvoll als Klopapier. Auf der Mittelalterausstellung begeisterte vor allem ein Markt, bei dem unter anderem auf den Mann am Pranger werfen konnte. Traf man die Nase, erfuhr man sein Verbrechen – Diebstahl eines Weißbrotes o.ä. Wir hatten jedenfalls Spaß.

Der kirchlich genutzte Teil der Christ Church war mäßig spannend, es gab jedoch eine nette Krypta mit Kirchenschatz. Außerdem waren dort eine mumifizierte Katze und Ratte zu sehen. Anscheinend ist letztere hinter die Orgel geflüchtet, erstere hinterher, steckengeblieben… und irgendwann hat man die beiden dann gefunden. Der Schatz bestand aus einer Menge „silver-gilted“ Teller und Krüge. Für die Nicht-Experten unter uns (ich musste auch nachschauen): Sie waren also aus Silber, aber vergoldet, was erheblich billiger ist und trotzdem ganz gut aussieht.

Heute haben wir dann unser Treffen mit unserem persönlichen Fitnesstrainer gehabt und ein Programm ausgearbeitet bekommen. Ganz schön anstrengend und wir freuen uns auf den Muskelkater morgen – aber wenigstens tun wir was. Die Taekwondo-Schulen in Dublin sind leider nicht in unserer Nähe. Ich muss mir noch überlegen, ob ich einer davon beitrete – es wäre natürlich gut, um nicht aus der Übung zu kommen, andererseits weiß ich auch noch nicht, welchen Aufwand die Uni mit sich bringt.

– Anton

Sightseeing

Wir haben immer noch keine Uni, dafür aber in den letzten Tagen recht schönes Wetter gehabt.  Daher sind wir schön touristisch aktiv gewesen und haben zwei Sehenswürdigkeiten abgedeckt. Die erste, der Kilmainham Gaol (Gaol = gälisch für Jail) ist ein Gefängnis ganz in Nähe unseres Wohnortes. Der Tipp kam von Bine, die ja selbst hier schon ein Au-Pair-Jahr gemacht hat – und das Ansehen hat sich gelohnt. Das Gefängnis ist für die damalige Zeit „state of the Art“ gewesen, d.h. jeder Gefangene hatte eine eigene Zelle und das Ding wurde sogar überirdisch gebaut. In der Praxis war es dann doch oft überfüllt, z.B. während der Irischen Hungersnot, wo die Leute Verbrechen begingen um im Gefängnis wenigstens ein bisschen Essen zu haben. Außerdem wurden hier die Anführer der 1916er Revolution hingerichtet. Blöd für sie, aber gut für die Unabhängigkeitsbewegung: Weil einer von ihnen kurz vor der Hinrichtung noch heiratete und die Zeitungen darüber schrieben, wandte sich die öffentliche Meinung zugunsten der Revolutionäre. Die Medien wieder…

Gestern waren wir dann in Malahide, einem kleinen Ort nördlich von Dublin, und haben das dortige Schloss besucht. Malahide Castle wird in Touristenführern und -websites gern beworben, denn außer dem Schloss gibt es noch ein Spielzeugmuseum, eine Miniatureisenbahn, einen botanischen Garten und einen riesigen Schlosspark zum Wandern. Gut, die Hälfte der Attraktionen hatte geschlossen und das Spielzeugmuseum war auch nicht so unseres, aber wenigstens konnten wir die Führung durch das Schloss machen. Sehr opulent ausgestattet mit Wandverkleidungen und Rokoko-Decken war Malahide Castle ein weiteres Zeugnis dafür, dass es vor 300 Jahren noch definitiv besser war, adlig zu sein. Den Schlossgeist Puck haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen. Dafür konnten wir hinterher im Park noch einen Surf-Simulator und ähnliche Spielzeuge benutzen.

Unsere Wohnverhältnisse sind entspannter geworden, aber noch immer nicht perfekt: Wir haben einen recht kleinen Kleiderschrank für zwei Personen mit einem (!) Zwischenbrett. In den Rest kann man Jacken hängen, was angesichts von Kleiderbergen in unseren Reisetaschen eher unpraktisch ist. Aus der (defekten) Geschirrspülmaschine konnten wir immerhin etwas mehr Besteck bergen, so dass wir nicht mehr nach jedem Essen spülen müssen. Tja und das Internet… abgesehen von gelegentlichen Aussetzern ist es zwar stabil, aber was nützt die schönste Breitbandverbindung, wenn bestimmte Programme gesperrt sind. Man will eben illegale Downloads verhindern, was ich ja gar nicht kritisiere. Aber deswegen auch IRC (Chatprogramm mit der Möglichkeit zum Filesharing) und Steam (völlig legales Programm zum Updaten von Spielen) zu sperren, das halte ich dann doch für übertrieben. Versuche seit fünf Tagen die Nummer des Admins zu kriegen und hoffe, dass man ihn mit einem Bierchen bestechen kann.

– Anton

Die ersten Tage

Kaum zu glauben, aber wahr: Wir sind jetzt seit zweieinhalb Tagen in Irland – und geregnet hat es immer noch nicht. Bzw. sollte es geregnet haben, ist es uns entgangen.

Gestern haben wir uns ein bisschen in unserer näheren Umgebung umgesehen und festgestellt, dass es neben dem Lidl auch noch zwei Sparmärkte gibt. Die hatten tatsächlich sogar Salz im Sortiment, so dass wir jetzt auch Nudeln kochen können. Gut gemeinte Care-Pakete müssen jetzt also nicht mehr abgeschickt werden.

Neben den Supermärkten haben wir uns außerdem den Phoenix Park angeschaut, laut Wikipedia eine der größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt, in der es neben dem Zoo diverse Sportanlagen, einen phallischen Obelisken und ein freilaufendes Rudel Damwild gibt.  Nach unserer eigenen Erfahrung sind es eher sehr viel grüne Wiesen mit einem sehr einladenden Teepavillon dazwischen. Allerdings hat Anton die implizite Aufforderung in dem Satz „Schau mal, das sieht aber nett aus…“ nicht verstanden. Aber im Frühling ist es dort bestimmt noch viel schöner.

Heute haben wir das benachbarte Fitness-Studio ausgemacht, uns gleich angemeldet und trainiert. Praktisch, wenn man das Ding so nah vor der Haustür hat und Pool und Sauna im Preis mit inbegriffen sind. Mal sehen, ob wir bei unserem guten Vorsatz bleiben, regelmäßig hinzugehen …

Desweiteren haben wir heute gemeinsam mit Mitbewohner Keith festgestellt, dass diverse Vorräte in Kühlschrank und Küchenschränken, die wir alle wohl stillschweigend dem jeweils anderen zugeschrieben hatten, tatsächlich keinem gehörten. Und das teilweise wohl schon seit längerer Zeit, wie farbenfrohe Kulturen auf Marmelade und Margarine bewiesen. Heldenhaft haben wir sie aber in diverse Müllsäcke verpackt und aus der Wohnung geschmissen. Jetzt haben wir zwar immer noch nicht genügend Geschirr für drei Personen, aber immerhin Platz in den Küchenschränken.

In der nächsten Woche ist dann auch Schluss mit Faulenzen in Dublin, denn dann geht für uns das Studentenleben richtig los. Heute haben wir immerhin schon mal irische Nachrichten geguckt und uns somit schonmal gaaanz langsam dem Journalismus angenähert. Fleißig, fleißig.

Bald mehr aus Dublin,

– Steffi

Sind angekommen!

Der morgendliche Blick auf die Guinness-Brauerei bestätigt es: Ja, wir sind in Dublin angekommen.

Gestern schon, um genau zu sein, aber nach über einem Tag Reisezeit waren wir zu müde, um noch irgendwie einen Blog einzurichten und zu schreiben. Die Reise selbst verlief sehr gut. Dank sei dem Sonntag und seinem Mangel an Berufsverkehr – die Reise durch Frankreich war mit zehn Stunden Fahrt zwar lang, aber ereignislos. Zumindest konnten wir noch einmal die Stationen unserer letztjährigen Normandie-Tour (Bayeux, Caen, Omaha Beach) auf den Hinweisschildern der Autobahn sehen und in Erinnerungen schwelgen. Den Rest der Zeit füllten wir mit Hörspielen („Die Saat“ – moderner Vampirroman, recht spannend, aber mit bösem Cliffhanger) und gelegentlichen zielführenden Konversationen. Über das Wetter zum Beispiel, oder über die Ankunftszeit. Die zeigte nämlich unser neues Navi an, das uns bestimmt auch manche Diskussion über „richtig/falsch abgebogen“ ersparte.

Die Fährfahrt war wie üblich: Zu lang. Wir haben versucht, sie großteils zu verschlafen. Der Seegang war ruhig genug dafür. Als am nächsten Morgen dann Irland in Sicht kam, haben wir den Rest der Strecke auf Deck verbracht, trotz Kälte. Es wäre einfach blöd gewesen, die Anfahrt an die grüne Insel mit Lesen zu verbringen. Rosslare war noch immer so hässlich wie bei unserem letzten Urlaub hier und die Küste wirkte weniger grün als braun-gräulich, aber auf der Fahrt drehte sich der Eindruck rasch um. Selbst im Januar blüht der Ginster teilweise, die Wiesen sind immer noch saftig. Dank sei dem Golfstrom. Die Fahrt nach Dublin dauerte nur noch eineinhalb Stunden, was insofern gut war, als dass wir endlich ankommen wollten! Übrigens, an alle Benzinpreisgeplagten: Der Liter kostet hier 1,21 €. Wir haben gleich vollgetankt.

Unsere Wohnung fanden wir problemlos und auf den ersten Blick kann man wirklich nicht meckern. Wir haben ein recht kleines Schlafzimmer für uns beide, aber ein riesiges Wohnzimmer, Wasch- und Spülmaschine, ein eigenes Bad und einen kleinen Flur. Außerdem noch ein weiteres Zimmer mit Bad, in dem unser Mitbewohner, ein Limerick-Ire namens Keith, zu finden ist. Besonders praktisch: Der Balkon, der uns einen schönen Blick auf die Stadt erlaubt (so schön eine Industriestadt eben sein kann). Der Sommer kann kommen. Nachteile: Wir haben zuwenig Besteck und Geschirr. Müssen wohl einen der abreisenden Erasmusse ausplündern. Auch sonst fehlte bei der Ankunft noch einiges, vor allem Nahrung, weswegen wir noch einen Großeinkauf an die Fahrt anschlossen. Eine nette Lidl-Filiale hatte uns aus Deutschland verfolgt und sich zwei Straßen weiter niedergelassen. Wir dankten mit zwei vollen Tüten Einkauf, plus Wasser… nur Salz konnten wir beim besten Willen nicht bekommen. Durch zehn Zentimeter Neuschnee völlig in Panik versetzt, haben die Iren wohl alles davon auf die Straßen gekippt (sagt zumindest Keith).

Heute schauen wir uns mal in Dublin um. Es gibt ja viele Möglichkeiten: Den Zoo, die Parks, die historischen Gebäude, die Einkaufszentren, die Innenstadt… und dann muss auch noch das Zimmer mal aufgeräumt werden, die Sachen einsortiert, usw. Also viel zu tun. Wir freuen uns, wenn ihr uns in den Kommentaren schreibt (oder Fragen stellt)!

– Anton